Sweating the cask – an insight look

„Sweating the Cask“ - a recension published @ Whiskybotschafter Magazine

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„Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen“ aus Goethes Faust, Der Tragödie zweiter Teil, stellt Thomas Domenig seinem Werk voran. Und bemüht, wenn man so salopp sagen darf, hat er sich allemal.

Im Selbstverlag erschienen, bietet „Sweating the Cask“ auf knapp unter 100 Seiten einen Einblick in die American Whiskey Materie mit besonderem Fokus auf Fässer, Fasspolitik und das so genannte Wood Management der Destillerien.

 

Wo andere längst aufhören, fängt Domenig an

Weinakademiker, ehemals Bartender in der Hamburger Barinstitution „Le Lion“ von Joerg Meyer und nun in Berlin lebend, zeichnet sich der Autor des Buches durch einen unstillbaren Wissendurst aus. Ein selbstsicherer und umfassender Ausdruck ebenjener, detailverliebten Informationsflut ist der vorliegende Band, ohne Hardcover, ohne Chi chi, ehrlich, straight, wie der Bourbon selbst.

Ein kurzer historischer Abriss und eine begriffliche Aufklärung über die edlen Tropfen amerikanischer Herkunft, sind an den Beginn gestellt. Relativ rasch findet man sich jedoch den Kernthemen gegenüber, „Der Faktor Holz“, tragende Säule und Ausgangspunk für derlei Diskussionen und Gesprächsstoff.

Durch einen markanten Aufschwang des American Whiskey global, ganz besonders aber auch am heimischen Markt, spielen Produktionsvolumen, Kapazitäten und damit verbunden auch die Frage nach entsprechender Fassqualität und deren Konsistenz eine entscheidende Rolle. Dass dies massive Konsequenzen für die Produzenten in den USA ebenso hat wie für all jene, die weltweit auf die Weiterverwendung von ehemaligen Bourbon- oder Tennesseefässern bauen, ist klar.

Gerade jene Marktimplikationen und Entwicklungen beleuchtet Domenig gekonnt und mit wortgewandtem Schreibfluss, ehe der Jim Beam Devil’s Cut als ein außergewöhnliches Exempel näher beschrieben wird.

Ein Prozess, durch den gebrauchten Fässern auch noch die letzten Reste des im Holz verbliebenen Alkohols entlockt werden, ist des Devil’s Cut Eigenheit. War dies anfangs noch eine absolute Novität und kritisch beäugte Praxis, sorgt das „Cask Sweating“ heute für keine Aufregung mehr. Jim Beam hat die Technik, die dem Buch des gebürtigen Österreichers den Namen verleiht, salonfähig gemacht.

Abschließend bietet Domenig noch einmal einen Abriss über den Ist-Zustand der Whiskey Industrie in den Vereinigten Staaten, wagt einen Blick in die Glaskugel und erläutert mögliche Zukunftsszenarien und deren Folgen rund um den Globus.

Die Sprache des Autors ist ausladend, blumig und voll von geschliffenen, hochpräzisen aber durchwegs anspruchsvollen Formulierungen. Fußnoten erstrecken sich teilweise über ganze Seiten und laden den Text mit noch mehr Informationen auf. All diese sind übrigens exzellent recherchiert, gehen weit über die sonst oft lähmenden 0815 Facts und abgedroschene set-phrases hinaus, was dem Buch einen gewichtigen Platz im Regal von Spirituosen- und Whisk(e)yenthusiasten zusichern sollte.

Manch einer mag „Sweating the Cask“ eher im Bereich der Sekundärliteratur sehen, da wirklich tief in die Materie eingedrungen und teils ein hohes Maß an Vorwissen vorausgesetzt wird. Es muss nicht jedermanns und jederfraus Sache sein, aber wer sich an dieses exzellente Buch wagt, wird mit profundem Informationsgehalt und hochqualitativer Sprachkunst belohnt.

 

Mit den besten Spirits,
Reinhard Pohorec