Er bestellt einen Cosmopolitan und ein Glas Laphroaig Quarter Cask – je ein Drink für sich und die charmante Damenbegleitung. Während er zufrieden an dem pinken Cocktailglas nippt, taucht sie voller Freude in den dunklen, rauchig-torfigen Single Malt ein.
Von Reinhard Pohorec *, Original erschienen auf www.weinwelt.at
Klischees, so sagt man, hätten doch stets ein Quäntchen Wahrheit inne. Aber seien wir einmal ehrlich: Kaum eine Idee scheint im emanzipierten 21. Jahrhundert so überholt wie gängige Geschlechtervorurteile. Und doch halten sich Begrifflichkeiten wie „Männerund Girliedrinks“ hartnäckig. Dabei outen sich immer mehr Frauen – gerade auch jüngeren Alters – stolz als Whiskyliebhaberinnen und können von Torfrauch und Fassstärke gar nicht genug bekommen. Ihre männlichen Genusskollegen scheinen unterdessen genauso der dunklen Seite des Malt zu verfallen: Laphroaig, Highland Park oder Smokehead. Whiskys für echte „Rauchköpfe“ sind gefragter denn je – egal ob bei Mann oder Frau.
Torf, Torf über alles
Doch wie kommt eigentlich der typisch rauchig-torfige Charakter in den Whisky? Das Mälzen der Gerste ist essentieller Bestandteil des Produktionsprozesses. Trocknet man die eingeweichten und beinahe keimenden Körner nicht einfach über Feuer, sondern gibt gestochenen Torf bei, so nehmen Rauch und natürlich auch Gerste das Aroma an. Geselcht, speckig und fast an Salzlake oder Seetang erinnernd sind die Noten, die man später im Glas findet.
„Das ist wie ein Lagerfeuer am Strand“, tönt ein „Kenner“ vollmundig in die Verkostungsrunde, und in der Tat löst so mancher Schluck heftige Reaktionen aus. Sie polarisieren, man liebt sie oder hasst sie, kalt lassen einen die „dark malts“ aber nie. Während viele gleich von Beginn an den Verführungen der dunklen Seite erliegen, müssen sich andere erst herantasten und eintrinken. Es ist manchmal ein langer Weg, um einen Zugang zu solch robusten, flüssigen Gerätschaften wie Smokehead, Highland Park oder Springbank zu finden.
Inseln vs. Hochland
Die beiden letztgenannten sind übrigens perfekte Beispiele dafür, dass die Phenole, also jene Aromamoleküle, die diese Typizität ausmachen, nicht nur auf der Insel Islay zu Hause sind. Zweifelsohne gilt das Kleinod westlich des schottischen Festlands als die Urheimat der „Torfbomben“ und wird in diesem Zusammenhang meist an erster Stelle genannt. Zusehends aber bedienen auch Destillerien anderer Inseln wie eben Highland Park auf Orkney oder Springbank, eine der letzten unabhängig produzierenden Destillerien Schottlands in Campbeltown, den Boom um rauchig-würzige Whiskys.
Aberlour, ein klassischer Speysider mit voller und runder Signatur, ist eine weitere, vollmundig-komplexe und stets äußerst verlässliche Wahl. Der 12 YO bringt durch die Verwendung zweier Fasstypen extra Würze in die Gleichung mit ein. Benromach, ebenfalls in der Speyside zu finden, ist, neben der süßlich malzigen Grundstilistik der Region, durch nussig-trockene Sherryakzente und prononcierte Torfaromen im Hintergrund ein vielfältiger und aufregender Single Malt.
Ein rundes Wiegenfest
Die Laphroaig Distillery, die mit ihrem Quarter Cask einen ebenso individuellen wie exzellenten Whisky im Portfolio hat, feiert heuer ein ganz spezielles Jubiläum: Das 200-jährige Bestehen scheint ein mehr als triftiger Grund zum Feiern. Das tut man mit einigen Exklusivund Jubilee-Bottlings, der legendäre und von Kennern viel gepriesene 15 YO, vor exakt drei Dekaden erstmalig lanciert, ist nun auch wieder Teil der Familie.
Rauch ist nicht gleich Rauch und man sollte nicht apples with pears vergleichen oder alles in eine mash tun werfen. Wie spannend die Welt der charakterstarken Malt Whiskys ist, lässt sich anhand einer flüssigen Tour durch Schottland erkunden, erkosten. Ist der Inseltorf eher von salzig-maritimem Charakter und birgt Erinnerungen von Jod und Lake, so wird man am Festland eher mit holzig-harzigen Aromen bedacht.
Schließen auch Sie sich der dunklen Seite an und entdecken Sie die Welt der rauchig-würzigen Dark-Malts!